Weishaupts Illuminatenorden (18. Jahrhundert)

Einführung

Die Illuminaten: Ein Orden, dessen Name weitläufig bekannt ist, dessen Existenz und Machenschaften jedoch nach wie vor viele Rätsel aufgeben.

Im Internet und in einschlägiger Literatur aus den Kreisen der Verschwörungstheoretiker wird die Gründung eines Illuminatenordens auf das 11. Jahrhundert datiert. So macht zum Beispiel der Autor Arkon Daraul in seinem berühmt berüchtigten Buch “A History of Secret Societies” den Perser Hassan i Sabbah ( ca. 1034 – 1124) für die Gründung der Illuminaten im Jahre 1092 verantwortlich. Ab 1623 sollen sich diese dann über Spanien in ganz Europa verbreitet und ab 1776 über Adam Weishaupt das hierzulande bestehende Freimaurerwesen infiltriert haben. Weishaupt gilt in dieser Theorie nur als Reformator des von i Sabbah gegründeten Illuminatenordens. Tatsächlich aber war i Sabbah der Gründer der Assassinen, einer militanten Ismailitischen Sekte im 8. bis ca. 14. Jahrhundert, die ebenso wie die Illuminaten bis heute die Grundlage zahlreicher Verschwörungstheorien bildet. Nachweisbare Verbindungen oder Gemeinsamkeiten zu den Illuminaten gibt es allerdings nicht.
Andere Quellen wiederum (zum Beispiel der französische Soziologe Jacques Ellul) behaupten, dass der Orden im 11. Jahrhundert durch Schüler des Joachim von Floris gegründet wurde. Sein Ziel war die Umverteilung von Reichtum durch Diebstahl an den Reichen (“Robin Hood-Prinzip”). Der Orden soll 1507 vernichtet worden sein.
Der rechtsextreme Verschwörungstheoretiker Jan van Helsing hingegen versichert, dass es mit den Verschwörungen schon sehr früh begonnen hat. 3.000 vor Christus organisierte sich die schwarzmagische “Bruderschaft der Schlange” in Mesopotamien und versucht seitdem, die Menschheit zu unterwerfen. Bei diesem Geheimbund handle es sich um die Vorläufer der Freimaurer. Im 14. Jahrhundert habe er die Tempelritter unterwandert und sich dann im 18. Jahrhundert auf Befehl von jüdischen Geschäftsleuten (Bankiersfamilie Rothschild) in den geheimen Logen der Illuminaten verschworen.

Gründung des Illuminatenordens

Die meisten Angaben jedoch beziffern die Entstehung des aufklärerischen Geheimbundes um den 1. Mai 1776 in Ingolstadt durch Adam Weishaupt, Professor für Kirchenrecht an der bayrischen Landesuniversität. Die Geheimgesellschaft baute auf den Prinzipien der Freimaurer auf und ist zwar in deren Tradition zu sehen, stellt jedoch keine Freimaurer-Loge dar.

Gründe für die Entstehung des Ordens

Das 18. Jahrhundert wurde schon von den damals Lebenden als das “Zeitalter der Aufklärung” oder als “Zeitalter der Vernunft” bezeichnet. Getragen wurde dieses von der bürgerlich-adligen Elitekultur. Die bis heute gültige Definition von “Aufklärung” lieferte der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724 -1804). Er war folgender Ansicht:

“Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines Anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines Andern zu bedienen. Sapere aude [wage es verständig zu sein]! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.”

Immanuel Kant – “Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?”, Berlinische Monatsschrift, 5. Dezember 1785

Rational betrachtet war die Aufklärung eine geistige Bewegung des 18. Jahrhunderts, die alle Dinge dieser Welt unter dem Gesichtspunkt “Vernunft” betrachtete. Folgen sind zum Beispiel neue Staatstheorien (Montesquieu), Religionskritik (Lessing), der mächtige Aufschwung der Naturwissenschaft, das Aufkommen von Pädagogik und frühe Frauenemanzipation. Die Aufklärung schafft die geistigen Voraussetzungen für die Überwindung des Absolutismus und für die moderne Demokratie. Auffällig ist, dass die Entstehung von Geheimbünden, und somit auch die Entstehung der Illuminaten, unmittelbar mit der Aufklärung zusammenhängen. Doch welche Verbindung besteht zwischen der Herausbildung einer aufgeklärten Gesellschaft und der gleichzeitigen Gründung der Illuminaten?

Schon Freiherr von Knigge, ein sehr bedeutendes Mitglied der Illuminaten, bemerkte:

“Man wird heut zu Tage in allen Ständen wenig Menschen antreffen, die nicht, von Wißbegierde, Thätigkeitsbetrieb, Geselligkeit oder Vorwitz geleitet, wenigstens eine Zeitlang Mitglieder einer solchen geheimen Verbrüderung gewesen wären.”

Marian Füssel – “Weishaupts Gespenster oder Illuminati.org revisited”

Um die Bildung der Illuminaten zu verstehen, muss man sich zunächst die soziale und politische Situation des Gründungsraumes (Bayern) vergegenwärtigen.
Der Strukturwandel der Aufklärung Bayerns vollzog sich in drei Phasen. In der ersten Phase gewann Kurfürst Max III. Joseph entscheidenden Einfluss auf die katholische Kirche Bayerns und setzte kirchliche und klösterliche Reformen durch. Der Höhepunkt der katholischen Reformbewegung war die Gründung der “Churbayerischen Akademie der Wissenschaften” 1759 und die Gründung des “geistlichen Rates” 1768. Die zweite Phase ist von Konflikten zwischen Rationalisten, Jesuiten und Rosenkreuzern bestimmt, in deren Kontext vor allem die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 und die Gründung des Illuminatenordens 1776 stehen. Die dritte Phase endet mit der Verfolgung der Illuminaten.
Die Entstehung der Aufklärung in Bayern ist laut Richard van Dülmen (“Historische Anthropologie”) bedingt durch “die dominierende Stellung der feudalen Kirche”, “die schwache Stellung des Bürgertums” und schließlich “die späte, dann vom Patriotismus übereilig geförderte Rezeption aufklärerischer Ideen durch eine kleine Zahl von Geistlichen und Beamten.”

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Hauptfaktor für die Gründung der Illuminaten die gesellschaftlichen Missstände waren, hervor gerufen durch die patriarchalische Stellung der Kirche, durch die die Gesellschaft in Unmündigkeit getrieben wurde.

Ausbreitung der Illuminaten

Die rund 1.500 Mitglieder des Ordens (bei der Anzahl der Mitglieder gehen die Quellenangaben auseinander, Microsoft Encarta gibt hier 2.000 bis 2.500 Mitglieder an), welche zu rund einem Drittel zugleich Freimaurer waren, galten als Förderer der Aufklärung und lehnten die Monarchie ab. Kurz vor der Auflösung des Illuminatenordens verzeichnete dieser rund 70 Niederlassungen im Alten Reich. Am mächtigsten war der Orden in Deutschland, vor allem in Süddeutschland; allein in München zählte er über 200 Mitglieder. Ab 1784 jedoch erlebten die Illuminaten auch in Mitteldeutschland einen Aufschwung. In Dresden, Jena, Leipzig, Rudolstadt und Meiningen gründeten sich neue Niederlassungen; in Erfurt, Gotha und Weimar richteten die schon bestehenden Orden eigene Minervalkirchen ein – die zweite Stufe in Verwaltungsentwicklung des Ordens. Daneben gab es Illuminaten in Eisenach, Halle und Mühlhausen, die aber aufgrund ihrer geringen Zahl anderen Orten zur Verwaltung zugeordnet waren.

Bedeutende Persönlichkeiten und ihr Bezug zum Orden

Seminararbeit Illuminaten, Illuminati

Prominente unter den bislang 1.500 ermittelten Mitgliedern waren unter anderem der Salzburger Erzbischof Graf Colloredo und seine späteren Minister Laudon und Cobenzl, Johann Gottfried Herder, und Adolph Freiherr Knigge (“Über den Umgang mit Menschen”), den Weishaupt als seinen Vize und Gesandten in norddeutsche Gefilde schickte, wo Knigge in kurzer Zeit viele weitere bedeutende Persönlichkeiten für den Orden anwerben konnte.

Auch Johann Wolfgang von Goethe und sein Fürst Carl August dürfte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung oder vielmehr Nichtentwicklung des Ordens gespielt haben. Als Adam Weishaupt nämlich gerade aus Bayern geflüchtet in Weimar oder Jena eine neue Karriere beginnen wollte und sich zu diesem Zweck um einen Lehrstuhl der Philosophie bewarb, wurde ihm negativer Bescheid zuteil, und das, obwohl er in der Gegend viele einflussreiche Freunde und Ordensbrüder, nicht zuletzt den Weimarer Fürsten Carl August selbst nebst seinem dichtenden Geheimrat hatte. Ob Goethe nun die Anstellung bewusst hintertrieb oder die philosophischen Schriften Weishaupts nicht gefielen, ob die Rosenkreuzer erfolgreich intrigierten oder es letztlich doch wieder die Jesuiten waren, ein seltsames Licht wirft es schon auf die Weimar-Mafia, dass sie dem obersten Illuminaten kein ehrenvolles Amt verschaffen wollte, sodass ein amerikanischer Germanist, Mr. W. Daniel Wilson, die publicitywirksame Unverschämtheit beging, Goethe zu unterstellen, er sei allein zu Spionagezwecken den Illuminaten beigetreten.

Während es besonders unter den höheren Aristokraten natürlich viele gab, die dem Orden nicht zuletzt deshalb beitraten, damit sie im schlimmsten Fall, bei einer republikanischen Revolution, gedeckt, bei Ausbleiben einer solchen weiterhin privilegiert wären, dürfte Goethes Einstellung zu den diversen Geheimbünden der Zeit (Freimaurer war er auch) aber am ehesten eine Mischung aus Neugier bzw. Angst, etwas Interessantes zu versäumen, und dem Wunsch, durch Arbeit in einer Gemeinschaft ein Gegengewicht zu seinem mächtigen Ego zu bilden, gewesen sein.

Beweis dafür, dass es Goethe doch eher weniger ums Bespitzeln und Intrigieren gegangen sein dürfte, ist auch, dass sich seine Beschäftigung mit Geheimgesellschaften durchaus auch öffentlich, an zahlreichen Stellen in seinem literarischen Werk niedergeschlagen hat. Eine ihn besonders interessierende Möglichkeit geheimgesellschaftlicher Tätigkeit, die zugleich große Ähnlichkeit mit Konzepten der Illuminaten aufweist, findet sich in seinem Roman “Wilhelm Meisters Lehrjahre”, ja schon das Konzept des Bildungs- und Entwicklungsromans gehört zur Gedankenwelt der Illuminaten. Die in ähnlicher Form auch im Umfeld der Illuminaten anzutreffende pädagogische Grundidee des Romans ist die, dass der Reifungsprozess des Helden von weisen Ordensmitgliedern verfolgt wird, die hin und wieder auch – sei es als Fremde oder gute Freunde – in sein Leben eingreifen, es unmerklich in die richtige Richtung lenken. Während es bei Weishaupts Entwürfen (vielleicht noch nicht bei den Entwürfen, dafür aber dann in der praktischen Anwendung) allerdings oft um bloßes Überwachen und Manipulieren gegangen sein dürfte, handelt es sich bei Goethe hingegen nicht um die Kontrolle über Menschen oder ihre demagogische Steuerung, sondern um ein subtiles Wechselspiel aus behutsamer Lenkung und Freiheit, in dem auch – nicht nur an diesem Punkt klingt bereits Faustisches an – dem Irrtum eine wichtige Entwicklungsrolle zukommt. Eine weitere Idee des Romans, auf die Weishaupt großen Wert legte, ist das systematische Verfassen von Lebensläufen, zu dem letzterer sowohl die Adepten als auch die diese beaufsichtigenden direkten Vorgesetzten anhielt und so über Stärken, Schwächen und Entwicklungsphase jeder Person innerhalb des Ordens genau Bescheid wusste. Bei Goethe steht dahinter die Überzeugung, das klare, offene Wort könne bewirken, dass wir im biografischen Spiegel des anderen unser eigenes Selbst und im Vergleich mehrerer solcher Lebensläufe Grundmuster des auf die verschiedenen Charaktere einwirkenden Schicksals zu erblicken vermögen.

Auch Friedrich Schiller interessierte sich lebhaft für Geheimbundwesen, ohne dass er selbst Freimaurer oder Illuminat (deren Keilungsversuche er des Öfteren abzuwehren hatte) gewesen wäre. Während allerdings Goethe trotz (oder wegen) seiner tatsächlichen Mitgliedschaft einen stark utopischen Ansatz verfolgte, stand bei ihm Kritik im Vordergrund.
Als einer der ersten beschäftigte sich Schiller eingehend mit jenem Problem, das als Dialektik der Aufklärung bekannt wurde und in etwa besagt, dass die als Befreiung gedachten Ideen der Aufklärung ihrerseits die Tendenz hätten, mit zunehmender Machtentfaltung in Dogmatismus und letztlich Despotismus umzuschlagen, was die Französische Revolution (und andere nach ihr) dann auch eindrucksvoll bestätigte. Zwei Jahre davor, im Jahre 1787 gelangte Schillers Drama “Don Carlos” zur Uraufführung, welches besagte Problematik zu verarbeiten sucht. Das Stück handelt außerdem vom Versuch einer radikalen politischen Erneuerung im Absolutismus Philipps II. von Spanien, von einer idealistischen Männerfreundschaft und ödipalen Gefühlen, bringt eine der gelungensten Szenen von Peinlichkeit und mit der Figur des Marquis Posa einen der seltsamsten, vieldeutigsten Revolutionäre auf die Bühne und endet in einem scheinbar vollkommenen Triumph der Heiligen Inquisition. Nur auf ein Motiv daraus sei hier eingegangen, welches eine offensichtliche Beziehung zu den Illuminaten beinhaltet: das Streben nach abstrakten Idealen mit menschlicher, persönlicher Liebe zu verbinden und derart zu erden, eine Idee, die Schiller in seiner Schulzeit von Jacob Friedrich Abel, seinem Lieblingslehrer und späterem Chef der illuminierten Schwaben, vorgelebt worden war. Wird dieser Aspekt in dem Stück durch allerhand Intrigen immer verwirrter, um sich schließlich in die Zukunft auf und davon zu machen, ist die Warnung vor Einseitigkeit umso genauer ausgeführt; davor, in der Liebe zu einer einzelnen Person das Wohl der Allgemeinheit zu vergessen, und erst recht vor der Alleinherrschaft lebloser Prinzipien. Anscheinend war “Don Carlos” mit seiner Themenvielfalt, seiner komplexen Dramaturgie und seinen charismatischen Personen für seine Zeitgenossen so missverständlich, dass Schiller, unter dem Eindruck der revolutionären Ereignisse im Nachbarland, zur versuchten Klarstellung seine “Briefe über Don Carlos” folgen ließ, in denen der Autor nicht zuletzt vor allzu positiver Deutung seiner Helden warnt.
Gotthold Ephraim Lessing war ebenfalls Mitglied der Illuminaten. Er war zwar in erster Linie Schriftsteller, aber auch ein Kritiker und studierte Theologie, Philologie und Medizin. Lessing gilt als wichtiger Vertreter der Ideale und Aktivitäten der Aufklärung und wird als literarischer Wegbereiter der Emanzipation des Bürgertums angesehen. In diesem Sinne verfasste er 1779 das Drama “Nathan der Weise” und legte damit ein Zeugnis für Humanität, Vernunft und Toleranz ab. Damit in engem Zusammenhang stehen die Schrift “Die Erziehung des Menschengeschlechts” (1780) und die staats- und gesellschaftskritischen Freimaurerdialoge ” Ernst und Falk” (1778 – 1780). Diese Ideale und Anschauungen stehen in starker Verbindung mit denen der Illuminaten, weshalb er in den Orden schon sehr zeitig aufgenommen wurde.

Insgesamt konnte dem Illuminatenorden in seiner Mitglieder-Akquisition eine zielgerichtete Suche und Ansprache von einflussreichen Personen in Führungspositionen nachgewiesen werden, welche durch ihre Schriften in der Lage waren, viele Menschen zu erreichen und durch ihren Reichtum die Möglichkeit hatten, den Geheimbund finanziell zu unterstützen. Diese Strategie beflügelt offensichtlich bis heute die Anhänger diverser Verschwörungstheorien: Der Illuminatenorden versuchte durch aktive Beeinflussung von Entscheidungen im politischen und wirtschaftlichen System das aufklärerische Gedankengut effizient zu streuen.

Innere Struktur des Ordens

Ziel des Ordens war die Vervollkommnung der natürlichen Vernunft im Sinne der Aufklärung. Dies sollte mittels eines ausgefeilten pädagogischen Systems von Ordensgraden geschehen, das zu immer tiefer gehenden Einweihungen führte, aber zugleich auch zu stärkerer Disziplinierung, da ja der Aufstieg mit strenger Geheimhaltung verbunden war. Es war den Illuminaten verboten, gegenüber anderen Personen, selbst Ordensbrüdern, ihren Rang und die Dauer ihrer Zugehörigkeit zur Gemeinschaft preiszugeben. Ältere Mitglieder, die bereits einen höheren Grad erreicht hatten, wurden für die Schulung der jüngeren Mitglieder herangezogen.

Die Mitglieder erhielten bei ihrer Aufnahme in den Orden neue Namen. So wurde der Gründer der Illuminaten nicht Adam Weishaupt, sondern “Spartacus” genannt (wie aus der Geschichte bekannt, war Spartacus ein Märtyrer, der zu seiner Zeit großen Zuspruch fand). Neue Mitglieder mussten umfangreiche Fragebögen zu ihrer Person und ihren Interessen ausfüllen sowie eine Liste aller in ihrem Besitz befindlichen Bücher anfertigen und dem Orden übergeben.

  • 1. Grad: Novize
  • 2. Grad: Minerval
  • 3. Grad: Erleuchteter Minerval

Die Erfüllung von Pflichtaufgaben und die Lektüre bestimmter Bücher waren ihnen ebenso verordnet, wie die Abfassung von Tätigkeitsberichten. Sie konnten sich in drei Ordensgraden “hocharbeiten”, vom Novizen zum Minerval und schließlich zum Erleuchteten Minerval. Über diesen Graden stand der Areopag mit Weishaupt als Ordenspräsident. Um den 1777 noch unbedeutenden Illuminatenorden auszubauen studierte Adam Weishaupt mit viel Eifer rätselhafte Strukturen früherer Geheimbünde. Wichtig war die Ablieferung versiegelter Briefe, so genannter Quibus licet, in denen über die Lektüre eines vielfältigen, vom Orden ausgewählten Schrifttums berichtet werden musste. Die Lektüreliste reichte von antiken Autoren bis zur neuesten Literatur, durchdrang verschiedene Wissenschaften, berücksichtigte sogar die Alchemie. Aber die Mitglieder hatten nicht nur fleißig zu lesen; sie sollten auch beobachten – das unmittelbare berufliche Umfeld und sogar die eigenen Familien. Das Dienst- und Demutssystem der Jesuiten, dem Weishaupt zwar bewusst zu widersprechen suchte, dass er in seinem Ordenssystem aber auch nachahmte, wandelte sich so zu einem Spionagesystem.

In den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts reformierte Adolf von Knigge den gesamten Orden. Er unterschied nun drei Ordensklassen und innerhalb dieser Klassen zwischen Ordensgraden.

I. Klasse: Pflanzschule oder Vorbereitungsklasse

  • 1. Grad: Novize
  • 2. Grad: Minerval

II. Klasse: Blaue oder symbolische Maurerei (Maurerklasse)

  • 3. Grad: Illuminatus minor (kleiner Illuminat) bearbeitet die drei Johannisgrade der Freimaurerei: Lehrling, Geselle, Meister, Rote oder Andreas-Maurerei
  • 4. Grad: Illuminatus major (grosser Illuminat) oder schottischer Novize
  • 5. Grad: Illuminatus dirigens (dirigierender Illuminat) oder schottischer Ritter

III. Klasse: Mysterien oder mystische Maurerei (Mysterienklasse)

  • 6. Grad: Priester Illuminat Magistergrade
  • 7. Grad: Regent oder Prinz Illuminat
  • 8. Grad: Philosophischer Magus; Ordensdirektorium
  • 9. Grad: Königlicher Direktionsgrad.

Auffällig dabei ist, dass je höher die Grad- oder Klassenzahl, desto höher auch der Rang im Orden ist. So zum Beispiel gehörte Adam Weishaupt dem neunten Grad (Königlicher Direktionsgrad) an.
Wer dem Orden beitreten wollte, musste seine persönlichen, familiären, ökonomischen und politischen Verhältnisse in besonders vorgeschriebenen Tabellen zur Anzeige bringen und sogar eine ausführliche Geschichte seines bisherigen Lebens übergeben. Weiterhin hatte man sich durch einen feierlichen Eid zur Wahrung des Geheimnisses zu verpflichten und das Gelübde des unbedingten Gehorsams abzulegen. Durch dieses Ritual wurde man zum Novizen und erhielt sogleich einen Ordensnamen. Dies war jedoch noch nicht gleichbedeutend mit der Aufnahme in die Gesellschaft. Zunächst bestand die Hauptaufgabe eines Novizen darin, an sich selbst zu arbeiten, geistige und moralische Proben abzulegen und Kenntnisse nachzuweisen.
Sobald man in die Klasse der “Schüler der Minerval” aufstieg, änderte sich dies. Der Aufstieg wurde jedoch erst dann ermöglicht, wenn man ein neues Mitglied gebracht hatte. Nicht als Vorschlag galten Juden, Mönche, Frauen oder Angehörige anderer geheimer Gesellschaften. Letzteres galt aber nur theoretisch. In der Praxis gab es kaum einen Illuminaten, der nicht einem anderen Geheimbund angehörte.
Zum Minerval wurde man durch eine rituelle Einweihung. Nachts führte einen der vorgesetzte Pate in ein nur mit Öllampen spärlich beleuchtetes Zimmer, dessen Fenster verriegelt waren. Er stand dann einem Mann gegenüber, welcher an einem grünen Band ein Medaillon trug: eine Eule, die ein Buch in den Klauen hält. Es folgte ein Frage- und Antwortspiel, wobei der zukünftige Minerval über Kenntnisse betreffs Ordensziele und weiteres ausgefragt wurde. Als Minerval, wie auch als Novize, lernte man nicht alle Mitglieder des Ordens kennen. Man erfuhr lediglich, wer die Angehörigen seiner Klasse waren. Zu den höheren Graden der Erleuchteten wurden nur Freimaurermeister aufgenommen, deren Mitgliedschaft und Namen jedoch geheim gehalten wurden. Zum Erleuchteten Minerval wurde man ohne viel Zeremonie erhoben. Es änderten sich lediglich die Pflichten. Vor allem hatte man die jüngeren Brüder zu unterrichten und ihren Willen in der Richtung des Ordens zu lenken.

Zielsetzung von Weishaupts Orden

Über die Ziele des Ordens gibt es viele verschiedene Versionen. Sie reichen von der Welteroberung, über Weltvernichtung und letztendlich zur Weltverbesserung. Doch durch historische Quellen ist belegt, dass die Illuminaten keineswegs Welteroberer waren. Im Gegenteil, die Illuminaten waren Weltverbesserer, die gegen “dunkle Bündnisse” auftraten. Dies geht vor allem aus einer Schrift Adam Weishaupts hervor, in der er sich zum Obskurantenorden äußerte. Während sich die Illuminaten wie bereits erwähnt für die Erleuchtung der Menschheit und die Durchsetzung der Aufklärung einsetzten, standen die Obskuranten genau für das Gegenteil: das Scheitern der Aufklärung. Adam Weishaupt schrieb Folgendes:

“Diesen [Obskuranten] träumt beständig von Feinden, die nicht sind; diese verschreien jeden ehrlichen Mann, verwirren die Regierung, erregen allgemeines Misstrauen durch verbreitete Lügen, und haschen nach Stellen, die sie nicht verdienen.[…] Ihre Vereinigung ist ein Komplott gegen die Tugend […] und [sie] verändern mit einemmal ein ganz offenes, biederes Volk in eine Herde von Heuchlern, Schmeichlern, Verleumdern und kriechenden Sklaven.”

Adam Weishaupt – “Apologie der Illuminaten”, Frankfurt 1786, S.122 f.

Eindeutig geht hier hervor, dass die Illuminaten keineswegs gesellschaftsfeindliche Absichten hatten. Während den Anfängen des Ordens lagen dem Stifter politische Dinge sogar vollständig fern. Er wollte in erster Linie begeisterungsfähige junge Menschen versammeln, um diesen die wissenschaftliche Wahrheit zu lehren. Aus dem historischen Buch “Politische Geheimbünde im Völkergeschehen” kann man entnehmen, dass Weishaupt von einer geheimen Weisheitsschule träumte, in der die besten Akademiker des Landes “unbehindert von den traditionellen Fesseln, das lernen sollten, was die Priester von den Lehrstühlen verbannt hatten.” Die Illuminaten sahen also ihre Aufgabe darin, Weisheit und Tugend zu verbreiten und die Vernunft herrschen zu lassen. Dies sollte durch die Förderung der religiösen und politischen Aufklärung erfolgen. Man wollte also die natürliche Vernunft im Sinne der Aufklärung vervollkommnen. So lässt sich zusammenfassend sagen, dass das Hauptziel des Ordens darin bestand, die Aufklärung voranzutreiben und jegliche Behauptungen, dass sie die Absicht hatten, der Gesellschaftsordnung an den Leib zu rücken, als falsch angesehen werden können. Wenn überhaupt, dann waren sie für ein recht bedächtiges Reformieren. Ihre Methode der Volksaufklärung, der Verbesserung der Moral und der Aufrichtung eines “allgemeinen Sittenregiments” widerstrebte jeder Umsturzpolitik.

Verbot und Auflösung der Illuminaten

Am 22. Juni 1784 wurde in Bayern der Illuminatenorden zusammen mit anderen Geheimgesellschaften von Kurfürst Karl Theodor verboten. 1785 erklärt Papst Pius VI. in zwei Briefen (vom 18. Juni und 12. November) an den Bischof von Freising die Mitgliedschaft im Orden als unvereinbar mit dem katholischen Glauben. Ab 1785 übernahmen Gotha und Weimar die Leitung der nach den bayrischen Edikten noch arbeitenden Niederlassungen des Bundes. Johann Joachim Bode, Schriftsteller und Hofrat in Weimar und Mitglied der dortigen Loge sowie Ernst II. in Gotha hatten die Führung des Ordens inne. Bode überarbeitete die Rituale und Statuten so weit, dass die Konzeption des Bundes danach kaum noch den Intentionen Weishaupts entsprach.
Bald sah sich Weishaupt durch die neue Führung von sämtlichen Aktivitäten des Ordens ausgeschlossen. Grund dafür könnte die zahlreichen Schriften und Briefe Weishaupts gewesen sein, die er nach seiner Flucht nach Gotha 1787 in Bayern veröffentlicht hat. Mit der Bekanntmachung der Ziele und der Organisation der Gesellschaft sollten Mitglieder zur Abkehr vom Orden bewegt werden. Und tatsächlich wurden vor allem prominentere Mitglieder wie der Freiherr von Knigge, der durch seine zahlreichen Kontakte wesentlich zur Ausbreitung des Ordens beigetragen hatte, von der Verbreitung dieser Schriften Weishaupts desillusioniert. Viele hatten sich schon vorher an der hierarchischen Struktur des Bundes gestört und sich Weishaupts Anordnungen nicht beugen wollen. Um den Erhalt des Ordens nicht zu gefährden, distanzierte sich Bode von Weishaupt.

Trotz der formellen Auflösung des Ordens wirkten Mitglieder in einzelnen Logen fort; und infolge des Aufruhrs um die angeblichen geheimen Machenschaften des Ordens, der nun besonders von Jesuiten und Rosenkreuzern veranstaltet wurde, erfuhren die Illuminaten großes Aufsehen in der Öffentlichkeit. Sie wurden aller möglichen Dinge verdächtigt; sogar der Ausbruch der Französischen Revolution wurde ihnen angelastet. Die Ablehnung, die der Orden nun erfuhr, wirkte mit ein auf die Entstehung antiaufklärerischen, vorromantischen, restaurativen Gedankengutes.

Comments

2 responses to “Weishaupts Illuminatenorden (18. Jahrhundert)”

  1.  Avatar
    Anonymous

    das ist absoluter quatsch das die sich aufhelöst haben die giebts immernoch und die haben hitler finanziell unterstuzt

  2. Ra Sakurath Lamia Avatar
    Ra Sakurath Lamia

    Kla gibts die noch aber du kannst von so eine gruppe nicht erwarten das sie sich jedes wochenende zusammen treffen.. die würden keine woche leben…
    Wir sind sogar von ihnen abhänig und alles was sie taten und tun ist wichtig das unsere welt weiter so existieren kann..

    An den Illuminat dieser seite…wenn das hier wirklich zu euch gehörtging es darum das ich euch finde.Habe ich, ich weiß auch wer ich bin und was meine aufgabe ist.
    Gehe in meditation und kommt zu mir ..

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